Glueckskekssommer by Hohlfeld Kerstin

Glueckskekssommer by Hohlfeld Kerstin

Autor:Hohlfeld, Kerstin [Hohlfeld, Kerstin]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Ich muss an meine Eltern denken. Die beiden waren immer um mich herum. Sie haben mir jeden Wunsch von den Augen abgelesen, mich wie eine kleine Prinzessin behandelt. Ich musste nur mit dem Fuß aufstampfen und ein Schmollmündchen ziehen, schon bekam ich, was ich wollte. Welchen Wunsch ich auch hatte, sie ließen alles stehen und liegen und erfüllten ihn mir. Tante Susanne fand das manchmal gar nicht gut.

»Ihr verwöhnt die Rosa nach Strich und Faden«, sagte sie eines Tages entrüstet zu Mama.

Meine Eltern hatten, wie gewohnt, nach kurzer Quengelei nachgegeben.

»Die wird ein Biest, wenn ihr nicht aufpasst.«

Aber nichts dergleichen geschah. Im Gegenteil, ich war meistens ein wahrer Sonnenschein. Warum hätte ich ein Biest werden sollen? Es ging mir doch fantastisch.

Lila musste zu Hause im Haushalt helfen, die Kaninchen ausmisten und als sie in die Lehre ging, sogar Kostgeld abgeben. Als Kind war sie unkompliziert, aber in der Pubertät änderte sich das. Da ihre Eltern so streng waren, fing sie an, ihren Willen mit Tricks und Kniffen durchzusetzen. Tante Susanne und Onkel Thorsten hatten keine Ahnung, was ihre süße Lila für ein Lügenengel sein konnte. Hat sie damals gelernt, was ich nun so heftig zu spüren bekommen habe? War sie da auch schon neidisch auf mich? Weil ich auf der Hängematte lag und glaubte, dass mein Leben ein großer Selbstbedienungssupermarkt ist?

Jetzt ist mir klar, warum ich so ein Sonnenschein geworden bin. Man geht so durchs Leben, wie man es gelernt hat. Und ich hatte grenzenlose Liebe und Vertrauen gelernt!

Allerdings kann ich nicht behaupten, dass ich sehr gut auf das Erwachsensein vorbereitet war. Nachdem ich bei meinen Eltern ausgezogen war, hatte ich überhaupt keine Ahnung, wie ich allein klarkommen sollte. Ich lief ziellos herum wie Gretel durch den Wald. Leider ohne Kieselsteine. Als nichts mehr ging, flüchtete ich zu Lila und ließ mich wieder von vorn bis hinten bedienen. Ich kannte es einfach nicht anders. Zum Glück fand ich dann endlich einen Beruf.

Ja, unselbstständige Prinzessinnen sind zwar lieb, aber auch ziemlich anstrengend für ihre Umwelt. Klar, dass manche Leute genervt von mir sind. Doch soll ich meinen Eltern die Schuld dafür geben? Niemals. Sie haben getan, was sie für richtig hielten, auch wenn es vielleicht nicht immer richtig war – und ich bin sicher, sie haben es aus Liebe getan.



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